frei | nach herder

wenn ich ein vöglein wär
und auch zwei flügel hätt
käm ich nicht fort
ist doch stets jemand der
glaubt, dass besitz ich wär
gefangen hier am ort

wenn ich ein vöglein wär
und auch zwei flügel hätt
bliebe ich still
weil um zu singen man
gitter nicht brauchen kann
frei sein ich will

wenn ich ein vöglein wär
und frei hier leben könnt
wäre es nett
freutest du dich mit mir
dass frei ich säng bei dir
obzwar ich flügel hätt

Wenn ich ein vöglein wär

© 2022, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

anmerkung

wie ist die welt so dunkel
macht die gedanken trüb
und keine kraft, die blieb
zu sehn ein sterngefunkel

grau herrscht an allen tagen
lässt manches herz gefriern
die einsamkeit uns spürn
schwer wird es nicht zu klagen

wir sind beschwert mit bleien
und kriechen durch die zeit
sind lang noch nicht soweit
uns endlich zu befreien

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vom verlassen

irgendwann
verließ ich
mich nicht mehr
auf andere
zu oft hatten sie
mich verlassen
längst bevor ich
sie verließ
es hinge nur
von mir ab
meinte ich
und habe mich
nur noch auf
mich verlassen
ich erwartete
sonst nichts
ich verließ mich
auf mich
nicht nur ich
verließ mich
auf mich
ich verließ mich
allmählich
verließ mich
und kam mir
abhanden

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modernes übel

die
vielen worte
sätze texte
die antworten
was nutzen sie
wenn nicht ein
hören ein
verstehen sie
leitet
so viel lärm
an einander vorbei
und irgendwo im
silbenhaufen
der sinn

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erklärung

dieses dunkel
das alle räume
verschluckt und
die grenzen
dieses dunkel
vernebelt den blick
und dämmt doch nicht
den lärm
dieses dunkel
das alle dinge
überwuchert wie
eine eilige flechte
schwer
darunter noch die
sonne zu sehen

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