fazit

der abend kommt, der tag legt sich schon schlafen
er scheint viel früher müde jetzt zu sein
ein jeder sollte seines glücks sich freun
der für die nacht sich weiß in sichrem hafen

die wege durch die welt scheinen beschwerlich
für jeden anders, was dem einen leicht,
erschwert dem nächsten, dass er auch erreicht,
was ihm erstrebenswert und unentbehrlich

zuweilen wirken auch die kurzen tage zähe
und lachen ist doch oft das pfeifen nur im wald
mit wundgekrochnem zahnfleisch hoffend, bald
käme zeit, in der es wieder leichter gehe

so ankert man am abend an der mole
und dieses tages bleiern graue müdigkeit
deckt alles zu mit warmer mattigkeit
bis du versinkst bis auf des schlafes sohle

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

oktober-elegie

die linde trägt nun greisenhaar
dem himmel mangelt es am blau
die sonne macht sich häufig rar
die nächte sind längst nicht mehr lau

das rot der jungfernrebe blättert
auf glänzendgraunassen asphalt
und wenn die temperatur noch klettert
dann macht um die zehn grad halt

öffnet der himmel seine schleusen
will auch die katze nicht hinaus
sinnlos scheint nun die jagd nach mäusen
auch sie bleiben dann gern zu haus

die kerzenflamme müht sich redlich
sonnenersatz mir nun zu sein
ist denn ihr mühen auch vergeblich
will mich ihrer gesellschaft freun

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

kurzer abriss

sie lebte einsam
jedoch nicht allein
war doch der zweifel
mitbewohner schon seit jahren
hatte sanft einst geklopft
sie ließ ihn ein
und er trieb seine wurzeln
tief in sie hinein

so kam es, dass
allmählich sie als gast
in ihrem haus sich
und im leben fühlte
alle gewissheit festigte
sich längst zur last
dass ihre existenz
zur außenwelt nicht passt

der zweifels früchte
reiften, trieben aus
sie fielen ja auf
gut genährten boden
sie trieben gänzlich
neue blüten aus
und lockten so die angst
zum einzug in ihr haus

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

ent|täuscht

sie saßen bequem in den sesseln
und verstanden die welt nicht mehr
sie hielten sich fest an den händen
und schwiegen doch ratlos einher

sie dachten daran, wie sie damals
sich verliebten mit nur einem blick
nur sich brauchten und niemals mehr andre
und für ewig gemacht schien das glück

doch nun können sie sich nicht erklären
was da schief lief im laufe der zeit
dort inmitten zerborstener träume
mrken sie wie die einsamkeit schreit

in dem wunsch, alles solle so bleiben
froren sie in der illusion ein
die fassade bekam erste risse
und die wirklichkeit tröpfelte ein

und da saßen sie nun in den sesseln
sie erkannten den andern nur schwer
als ihr händedruck langsam sich löste
vermissten sie sich schon nicht mehr

© 2020, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

betrachtung

die kühlen lüfte drängen
von norden in die stadt
die farben werden matt
wo graue himmel hängen

kastanien klackern leise
aufs pflaster unterm baum
der disteln samenflaum
geht windbewegt auf reise

längst reifen die kornellen
den ulmen gilbt das laub
und abends werd ich (glaub
ich) ein licht ins fenster stellen

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