fahrplan #lyrimo no. 5

da gibt es einen schienenstrang
begonnen schon vor deiner zeit
gedacht ist er für deine fahrt
und mit dem wunsch: komm nur recht weit

dann steigst du ein, und mit dir fahren
die menschen, die dir nah und lieb
ein paar stationen oder mehr
du wünschst, dass mancher nicht lang blieb

bald kommen andre neu hinzu
diese hier lächeln, jene murren
und ab und zu, da wünschst du dir
dass sie nur länger mit dir fuhren

doch lange bleibt kein platz ja leer
sie steigen aus, sie steigen ein
die reise setzt sich stetig fort
wirst immer in bewegung sein

und wenn dann vor dem letzten halt
durch den waggon einst streift dein blick
und mit dir deine liebsten fahren
dann weißt du: das ist dieses glück

impuls: „Medientransfer Bild“

alle texte lest ihr hier: lyrimo, tag 5

© 2019, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

geisterstunde

da geht was vor im treppenhaus
geräuschvoll trappeln dunkle wesen
und wären längst am ziel gewesen
ginge das licht nicht ständig aus

ein geist stolpert über den saum
seines sehr reichlichen gewandes
ein monster unbekannten standes
verheddert sich im purzelbaum

die klingel schnellt, die tür geht auf
frau lehmann reicht mit vollen händen
das süße, saures abzuwenden
der geisterzug steigt weiter rauf

die alte treppe knarzt und ächzt
dann klingelts auch schon unter mir
bei hartmanns öffnet sich die tür
dort gibts wonach ein kind so lechzt

ich wohne oben unterm dach
dahin war wohl der weg zu weit
vielleicht blieb auch nur keine zeit
nach unten zieht der geister krach

wie es wende und auch dreh
bin von den geistern ich verlassen
ich kann es immer noch nicht fassen
und nasche noch ein praliné

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gedanken am lindenzweig

meine geschwister
wandern schon
täglich ziehen sie wieder
im leuchtend gelben
reisekleid
dem wind als ein gefieder

ich bleibe noch
weiß ich doch nicht
wohin wirds mich verschlagen
kein blatt kehrte
jemals zurück
so kann ich keines fragen

noch wiege ich mich
hin und her
vom herbstwind eingeladen
frag mich was mir
beschieden wird
auf meinen wanderpfaden

jetzt weiß ich es! ich
ziehe hin
wo dicke blätterhügel
in ruhe liegen bleiben als
winternest für den igel

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immer

dort
hängt der mond
du siehst ihn nicht?
durch dichte wolken
dringt kein licht
doch ist er oben
stets zugegen
begleitet dich
auf deinen wegen
so ists mit mir
glaubst du mich fort
bin in gedanken
ich an bord

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verwirrend

die sonne schien grad, nun fällt regen
grad toste wind, nun ist es still
tagtäglich muss ich überlegen:
es ist september, nicht april

und dieser wird uns bald verlassen
grandios in farbengaukelei
und wie ich will kann ich es drehen
oktober folgt, und nicht der mai

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