gute fee #lyrimo no. 27

eloge an die kaffeemaschine

die nacht schaut noch herunter
der wecker scheppert laut
die decke fällt mir runter
ich bin noch gar nicht munter
schon hab ich gänsehaut

ich quäl mich aus dem bette
obwohl ich kaum was seh
auf nackten füßen suchend
den weg ins bad dann fluchend
stoß ich mir meinen zeh

dann endlich in den sachen
drück ich dich liebevoll
dann öffne ich den rachen
will noch den zahnputz machen
und du schnaufst los wie toll

ach wenn ich dich nicht hätte
denk ich, wenn ich so steh
wir gurgeln um die wette
doch du, du bist die nette
du machst dabei kaffee

impuls: „Einladung zum Kaffee“

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nebelgedanken

s’ist zeit der nebeltage
die über mich nun zieht
als ob die welt ohn frage
auf uns die stille sprüht

die lampen tragen kränze
wie als heiligenschein
teilen den glanz sehr gerne
ich tauch in jeden ein

so manches was schon lange
an farbenpracht verlor
verschleiert nebel kunsvoll
graumilder weltzensor

mich nimmt er in die arme
die sind nicht grade weich
doch schutz vor lautem, grellem
in seinem nebelreich

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mitbewohner #lyrimo no. 25

als ich auf dem sofa saß
hörte ich, was wie ein flüstern
klang. ich ging dem knistern
nach und sah ne laus die fraß

was sie nagte, macht mich baff
schlug ihre winzig kleinen zähne
gar nicht in stuhlbein oder lehne
fraß am treppenabsatz taff

perplex hab ich sie angestiert
knuspernd hat der kleine zwerg
mir mein schützend mauerwerk
in teilen schon pulverisiert

die laus schaut mich unschuldig an
derweil ich gründlich überlege
auf welchem eleganten wege
ich das problem wohl lösen kann

ein rausschmiss wär unangenehm
es ist november, sie so klein
wo sollt sie aufgehoben sein
wenn nicht bei mir? und außerdem:

wer hat ne steinlaus schon im haus?
ich seh den sand und denke mir
daraus wird bio-sandpapier
ich bring uns beide ganz groß raus!

impuls: „Die Steinlaus im November“

alle texte lest ihr hier: lyrimo tag 25

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fahrplan #lyrimo no. 5

da gibt es einen schienenstrang
begonnen schon vor deiner zeit
gedacht ist er für deine fahrt
und mit dem wunsch: komm nur recht weit

dann steigst du ein, und mit dir fahren
die menschen, die dir nah und lieb
ein paar stationen oder mehr
du wünschst, dass mancher nicht lang blieb

bald kommen andre neu hinzu
diese hier lächeln, jene murren
und ab und zu, da wünschst du dir
dass sie nur länger mit dir fuhren

doch lange bleibt kein platz ja leer
sie steigen aus, sie steigen ein
die reise setzt sich stetig fort
wirst immer in bewegung sein

und wenn dann vor dem letzten halt
durch den waggon einst streift dein blick
und mit dir deine liebsten fahren
dann weißt du: das ist dieses glück

impuls: „Medientransfer Bild“

alle texte lest ihr hier: lyrimo, tag 5

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geisterstunde

da geht was vor im treppenhaus
geräuschvoll trappeln dunkle wesen
und wären längst am ziel gewesen
ginge das licht nicht ständig aus

ein geist stolpert über den saum
seines sehr reichlichen gewandes
ein monster unbekannten standes
verheddert sich im purzelbaum

die klingel schnellt, die tür geht auf
frau lehmann reicht mit vollen händen
das süße, saures abzuwenden
der geisterzug steigt weiter rauf

die alte treppe knarzt und ächzt
dann klingelts auch schon unter mir
bei hartmanns öffnet sich die tür
dort gibts wonach ein kind so lechzt

ich wohne oben unterm dach
dahin war wohl der weg zu weit
vielleicht blieb auch nur keine zeit
nach unten zieht der geister krach

wie es wende und auch dreh
bin von den geistern ich verlassen
ich kann es immer noch nicht fassen
und nasche noch ein praliné

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