windige begebenheit

tagsüber lief ich durch das grün
ich eilte sehr und staunte doch:
wieviele menschen vormittags
durch unsre parkanlagen ziehn!
arg rüttelte an mir der wind
und an der wiese schaute ich
was denn die vielen leute machen
sie hielten leinen in der hand
doch nirgends sah ich einen drachen
es flogen krähen nur und blätter
dabei war heut doch drachenwetter!
doch dann sah ich genauer hin
zu den leuten mit den schnüren
sah, dass ich wohl im irrtum bin
wie die scham stieg konnt ich spüren
als ich erkannte, was sie taten
sie führten hunde nur spazieren
auf das schämen folgte just lachen
erleichtert, dass sie unten blieben
dann hat der wind mich fortgetrieben…

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

november-so-nett

das jahr kommt langsam in die jahre
und färbt wie jemand, der versucht
zu verhindern noch der jugend flucht
in bunten farben sich die haare

der wind kommt, strubbelt alle köpfe
den bäumen geht das blattwerk aus
längst schläft im nest die haselmaus
die jacken schließen alle knöpfe

die hände friern, die füße auch
gesichter ruhn auf dicken schals
die sonne macht sich häufig rar

herdfeuer husten über dächern rauch
und gänse fliehn mit langem hals
november ists, wie jedes jahr

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

dem november

november, schick mir deine winde
die alles, was nicht fest, verwehen
auf dass ich davon nichts mehr finde
ich sähe wieder feste gründe
auf welchen sicher ist zu gehen

und lass nur deine nebel steigen
die jede kante wabern weich
die nicht die scharfen kanten zeigen
decken das laute zu im schweigen
verschlucken mich in ihrem reich

es ist nicht viel, was ich ersehne
ich weiß es ja, du trägst gern fahl
wenn ich in meinem sessel lehne
beim schein der kerze mag ich jene
tage gern, gelegentlich einmal

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nachtreim

der mondrand scharf wie eine axt
sonst ist nicht viel von ihm zu sehen
die wolken fliehen durch die nacht
wohl vor den winden, die kalt wehen

der blick hinaus vergeblich scheint
denn allzuviel erkenn ich nicht
bin schließlich keine fledermaus!
brauch für die orientierung licht

mein leben spielt am tage meist
und doch mag ich die nacht ganz gerne
ich schau hinauf ins dunkle all
und freu mich, sehe ich die sterne

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gang durch die gärten

die jungfernrebe errötet schon
und schwer hängen die apfelzweige
hörst du diesen melancholischen ton
des sommers, der bald nun geht zur neige?

der sonneblume wird der kopf so schwer
sie meisen freuts, die auf ihr sitzen
trägt sie ein schwarzes kernemeer
von dem sie naschen und stibitzen

die sonne streicht mit warmer hand
über den heckenrosenstrauch
dort strahlt ein hagebuttenbrand
und ein paar blüten leuchten auch

am wegrand klackerts nun im kies
die eiche wirft mit ihren früchten
wenn es erst die kastanie tut
muss man aus ihrem Umkreis flüchten

und im vorbeigehn nasche ich
brombeeren, groß, schwarz und rund
wie gut sie schmecken, freu ich mich
und stecke sie schnell in den mund

und lausche dem melancholischen lied
vom kommenden abschied und dämmerschein
wenn durch den herbst dann nebel zieht
wird der sommer nur mehr erinnrung sein

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