versuch über größen #sammelstelle

im himmelsblau die sonne wandert eilig
nachts defiliert der mond entlang der sterne
jahrtausende sehn wir sie so von ferne
in ihrer ausgedehntheit scheinen sie uns heilig

und wir, die sich in unsrer welt bewegen
wie alles leben in recht kurzen zeiten
umgeben scheinbar von unendlichkeiten
gefühlt ein wimpernschlag sind wir dagegen

wir reisen durch das dunkle universum
auch wenn wir selbst hier unten stillehalten
und staunen ob der großen gegensätze

für uns scheint alles um uns unser medium
vom universum ahnten doch die alten
das es uns nur geliehen seine schätze

30. impuls – sonett ist der lenz

alle texte lest ihr hier: sammelstelle für poetische momente

© 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

november-so-nett

das jahr kommt langsam in die jahre
und färbt wie jemand, der versucht
zu verhindern noch der jugend flucht
in bunten farben sich die haare

der wind kommt, strubbelt alle köpfe
den bäumen geht das blattwerk aus
längst schläft im nest die haselmaus
die jacken schließen alle knöpfe

die hände friern, die füße auch
gesichter ruhn auf dicken schals
die sonne macht sich häufig rar

herdfeuer husten über dächern rauch
und gänse fliehn mit langem hals
november ists, wie jedes jahr

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

atempause

der kühle regen wäscht der vorstadt die gedärme
der himmel filzt sich eine haut aus grau
von schwül ändert die stadtluft sich zu lau
dem brachland hinterm bahnhof wachsen krähenschwärme

die blüten an den hecken werden langsam früchte
der amselhahn besingt längst schon die dritte brut
das gras vergilbte in der sonnenglut
vom sommerende unken schlau erste gerüchte

in kurzer pause atmet auf das leben
der staub wird in den pfützen neu sortiert
dieweil die sonne ungesehen flaniert

schon morgen wird erneut sie sich erheben
sie wird ihr licht über die lande streuen
ich werde weiter mich des sommers freuen

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irritationen #lyrimo No. 11

da stehen sie, die großen alter und moderner zeiten
ihr gestus scheint des öfteren uns ziemlich gut vertraut
sie sprechen still , und wenn sie schrien! wir hören keinen laut
sie wirken nah, fast könnten sie zum duzen uns verleiten

wir kennen sie von fotos , filmen oder alten drucken
sie tragen oft das schickste ihrer zeit und sind dreideh
und dennoch bin ich ziemlich irritiert, wenn ich sie seh
finde ich doch, dass sie sehr leblos aus der wäsche gucken

zuweilen fällt mir schnell ein wofür wir sie kennen
kann sie zitieren, weiß was sie erfunden
kann sie ganz einfach auch bei ihrem namen nennen

doch dreh ich im panoptikum die runden
wird mein vergnügen trotzdem sehr gemindert
weil sie in der bewegung klar verhindert

impuls: wachsfigurenkabinett/sonett

alle texte lest ihr hier: wachsfigurenkabinett

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24. märz

es tragen die kastanien jetzt ganz frisch lackierte spitzen
an schlehdornblüten torkeln hummeln ganz berauscht
der singdrossel gefieder sehe ich momentlang blitzen
viel länger schon hab ich sie still belauscht

schon hat heuer der märz viel mehr gebrauchte tage
als ihm noch neue bleiben bis zu seinem schluss
es ist jetzt offizieller frühling. und doch die frage
bleibt, was nun dem märz wohl folgen muss

wann kehren endlich denn die mauersegler wieder?
wann blüht und duftet aromatisch uns der flieder?
macht bald das wetter wieder launisch was es will?

bleibts sonnig, stürmt es, kommt vielleicht bald regen?
spaziern wir ostern vielleicht auf verschneiten wegen?
ein jedes scheint wohl möglich. denn es wird april

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