von füllständen

jeder tag ist offen wie ein krug
und am morgen leer, dass man ihn füllt
hat man ihn am abend voll genug
wird der durst des lebens gestillt.
einer schenkt wasser, einer schenkt wein
tagtäglich sich ein.
(aus: kurt demmler: wasser und wein)

und da
tropft es
und sprudelt
und es fließt
und es strömt
aus meinen händen
dem herzen auch
in allerlei gefäß
zu füllen es mit
labe und sinn
und abends wenn
dürstend ich
meinen krug mir
an die lippen hebe
rieselt daraus der
trockene staub

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seensucht

wo die
welle splittert
in aerosole
mich hüllt auf
schlingenden planken
schanzkleidgeklammert
meine mitte suchen
will ich derweil
der bugspriet
naseweis tief
durchholt zwischen
berg und tal und berg
schreien will ich
mit den möwen in das
brüllen der see
von neun stärken
verwehte worte
ängstlichen
glücks

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verlust

es
war schön
sagte ich
und du
lächeltest
und du schautest
mir nach als
ich ging
und ich lächelte
winkte im gehen
sonne schien
auf dein lächeln
und ich ging
schwerelos fast
und ich merkte es nicht
als ich auf dem weg
mein lächeln
verlor

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erinnern

den takt der uhr
nicht bestimmen lassen
eigene zeiten finden
liegend im gras
wolken deuten
zu lieblingstieren
schneckenwegen folgen
ewigkeiten lang
hirtentäschel kauend
regenwürmer retten
dinge sehen
ein erstes mal
immer wieder
raritäten in den tagen
welche die leute
die erwachsenen
nennen

“selten”

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reise

sitzen
im zug
vom fensterplatz
ziehende landschaft
beobachten
ebenen und erhebungen
auen und küsten
orte menschen
übergänge in
tage und nächte
zuweilen ein
platzwechsel
sehen was kommt
dem ziehenden
nachchauen

sitzen
in diesem zug
der nie hält
wozu auch
er hat keine
türen

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