keine schlagzeile #lyrimo No. 31

halt
auf freier
strecke
sah einer
keinen weg mehr
warf alles hin
und sich selbst
in den weg
der anderen
bremste sie für
den moment
sein eigenes sein
endgültig zu
stoppen
ein letztes
aufblitzen seines
gewesenseins
sind zwölf zeilen
auf seite
acht

impuls: stopp

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sammelsurium #lyrimo No. 30

ach sieh
der alte zettelkasten
was uns damals wohl
wichtig war?
taxi – das kam zu spät
weißt du noch?
der knopf – der für alle fälle
der doch nirgends wirklich passte
dose und farbe –
diese eine die schon feststand und
jene andere um die wir
leidenschaftlich stritten
wurden wir uns jemals einig?
der würfel – beim kniffeln
ewig heruntergefallen und
irgendwann aussortiert
der blaue strich – alles
was von einem einst weisen satz uns endlich
noch blieb
einiges kann ich blass
erinnern
aber
wer schreibt denn
auf einen pappendeckel
pappendeckel?

impuls: zettelkasten (darinnen: pappendeckel, taxi, dose, farbe, würfel, knopf und blauer strich)

alle texte lest ihr hier: zettelkasten

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reise #lyrimo No. 29.1

am brunnen vor dem tore
hält die karawane rast
durstig sind die dromedare
die weit trugen alle ware
die auf ihre rücken passt

und sie ruhen ein paar stunden
gleich daneben kochen tee
ihre treiber, beduinen
die durchqueren sand und dünen
wie matrosen hohe see

bald schon zieht die karawane
weiter nach der fernen stadt
und mit ihnen reist stets die frage
ob dort der born am ankunftstage
für alle genug wasser hat

impuls: beginnt euer gedicht mit der zeile ‘am brunnen vor dem tore’

alle texte lest ihr hier: am brunnen vor dem tore

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keine erlösung #lyrimo No. 29

am brunnen vor dem tore
musste ich durstig bleiben
als ich wollt wasser schöpfen
am brunnen vor dem tore
da fiel mein blick ins leere
kein nass netzte den boden
am brunnen vor dem tore
musste ich durstig bleiben

impuls: beginnt euer gedicht mit der zeile ‚am brunnen vor dem tore‘

alle texte lest ihr hier:am brunnen vor dem tore

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gleichnis #lyrimo No. 28

leg
dein ohr
an die rinde
du wirst
nicht hören wie
knapp darunter
gebaut wird
kammern und
straßen getrieben
in den bast
wie die pläne
mittelalterlicher
maktflecken
darin die population
stetig wächst im
verborgenen sich
aneignet die welt
sie verändert sich
selbst zum nutzen
wenn er verbraucht
ziehen die bewohner
zum nächsten
press dein ohr
ruhig fest an
den stamm
du wirst dennoch
nicht hören
wie der baum
allmählich
stirbt

wir
haben keinen
nächsten baum
wir
wissen darum
und lernen doch
nicht

impuls: groß und klein

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