Zur Nacht

Berühr mich da wo ich es mag –
leg Deinen warmen Arm um mich.
Wir geben uns den Träumen hin,
ich weck Dich sanft zum neuen Tag.

Du kannst nicht nah genug mir sein.
Klein und verletzbar fühl ich mich.
Bei Dir geborgen, spüre ich:
Dein Herzschlag lullt mich langsam ein…

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Études. 3

3) Reime

Wie die Liebe entbrennt und sich windet –


sieht man bald, wenn die
Fremdheit schwindet.


weiß er schnell, wenn
sein Docht sich entzündet.


und am Ende den
Richtigen findet


sich dann verirrt und in
Einsamkeit mündet.


und mit der Andern den
Hausstand er gründet.


und schon bald einen
Brautstrauß dann bindet

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Abschiedsbild

– nach einer Zeichnung von Lee Zimmermann –

Bevor er geht, greift er noch schnell zum Stift
So wollt er sie in der Erinnerung behalten –
Sie ist so jung und leicht. Und keine Falten
verraten ihm wie sie sein Abschied trifft.

Fast wie Vermeer van Delfts Mädchengestalten
steht sie, so halb dem Fenster zugewandt.
Allein was er so faszinierend fand
war ihre Art das Kinn grazil zu halten

und dabei ihn so fragend anzusehen.
Nur leicht hat sie die Braue hochgezogen.
Ihn trifft ins Herz der leicht erhöhte Bogen.
Er möchte bleiben, dennoch muss er gehen.

Er schaut sie an, und schwer sind die Gedanken.
Und sein Entschluss gerät beinah ins Schwanken
Der Hals ist rau. Er rollt die Skizze ein.

Sie lächelt traurig, hat den Brauenbogen
im Augenblicke höher noch gezogen.
Er muss jetzt fort. Und sie ist nun allein.

image

Quelle: Lee Zimmerman (@zim2918) twitterte am 4:29 PM on So., Feb 16, 2014:
After an Ingres painting at the Frick. Pen and Ink http://t.co/9zczMc62na
(https://twitter.com/zim2918/status/435073444791611392)

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Verwirrung

Wie der Sonnenschein lockt!
Zieht uns lächelnd vors Haus.
Aus dem Fenster betrachtet
siehts wie Frühling schon aus.

Du entschließt dich dann auch,
schnell ins Freie zu gehn.
Doch bist du dort, ist
nichts von Sonne zu sehn.

Bald schon tröpfelt es leicht.
Eine Böe dich erfasst
Und es geht auf die Haut dir,
weil den Schirm du vergaßt.

Schaust bei Rückkehr nach Hause
zum Kalender verwirrt.
Aprilwetter? Hier steht Februar.
Und du fragst dich, wer irrt…

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Études. 2

2) Jamben & Daktylen

Eine Art Hölle

Da steh ich nun vor diesem Tor und frage
mich angstvoll, was mir wohl dahinter drohen kann.
Schon öffnet ernsthaft blickend mir der Mann.
Ich überlege krampfhaft, was ich ihm gleich sage.
Da stehen riesengroße tiefe Lederstühle,
auf eine Vorderkante setz ich mich verschreckt,
so steif, als wär in mir ein Besenstil versteckt,
und hasse meine Angst, die ich nun wachsen fühle.
Er zieht aus einer Tasche, die er bei sich hat,
einen Stapel mit verschiedenen Papieren
und sagt: „Wir wollen es einmal probieren.“
Ich hab den Job.
Und nun brauch ich ein Bad.

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