berichte von einsamkeit

7

sie saß
auf dem sofa
wie jeden abend
sah ihm zu
wie er fernsah
unberührbar wie
eingeblistert war
er dann sprach
und hörte er nicht
sie sah ihn an
wie jeden abend
suchte vertrautes
in dem der da
saß am anderen
sofaende weit genug
dass jemand
dazwischen passte
vielleicht die
gleichgültigkeit
dachte sie oder
was auch immer
und sie erinnerte
berührung vor
langer zeit
und sie zerbiss
ihre sehnsucht

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berichte von einsamkeit

6

gerade waren
die pfleger
gegangen die ihn
tag um tag
versorgten
wuschen wendeten
atzten im strengen
takt des planes
die tür geschlossen
bis zum nächsten mal
zeit dem tag beim
dämmern zuzusehen
(vielleicht war es
auch umgekehrt?)
noch drei tage bis
die kinder ihn
besuchen würden
für eine kostbare
stunde
bis dahin führte
der fernseher
selbstgespräche

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berichte von einsamkeit

5

der
dritte drink
sie hielt sich
fest daran
im spiegel
zwischen den flaschen
hinter dem dunklen
abgeranzten tresen
schaute der typ
zu lange schon
schaute auch wenn
sie ihn ansah
und nickte leicht
den nächsten drink
gab er ihr aus
sie schmeckte den
rest von begehren
der ihr früher
sicherheit verlieh
als sie gingen
wusste sie dass
der freie fall morgen
schmerzhaft würde
doch heute
heute ertrank die
sehnsucht im kurzen
rausch

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alt und neu

der alte pulli
fadenscheinig
er wärmte nicht mehr
und kratzte doch sehr
das garn aber
verzwirnt mit neuem faden
gibt eine neue haut
zu wärmen die eigene
was altes was neues
vom klappern des
nadelspiels verdichtet
vielleicht reicht
seine wärme für
einen langen
winter

entstanden im @lyrimo-Projekt „lyrimo-moment – gedicht zum neuen jahr“

alle texte lest ihr hier: Gedichte zum neuen Jahr

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abendschnee

abend überzieht längst die stadt
der himmel streut leichte stille
das sorgenvolle verschwindet
was unsere träume beschwerte

der himmel streut leichte stille
kleine elfen in weißen tutus
was unsere träume beschwerte
wird sanft gebettet und ruht

kleine elfen in weißen tutus
sammeln sich zu weichem teppich
sanft wird gebettet und ruht
was wir loslassen können heut nacht

sammeln sich zu weichem teppich
flocken, jeden laut verschluckend
was wir loslassen können heut nacht
verwischt alle seine konturen

flocken, jeden laut verschluckend
das sorgenvolle verschwindet
verwischt alle seine konturen
abend überzieht längst die stadt

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