kastanie

heute morgen
war es soweit
im aufhellenden
taglicht glänzte
sie mir entgegen
ganz frisch ihrer
hülle entkommen
samtig braun
lag sie mir
im weg
ganz so als
forderte sie mich auf
sie aufzuheben und
in der tiefe meiner
hosentasche zu
bergen
erst abends nahm
ich sie heraus
wenn auch ihr glanz
flüchtig ist
sie wird
die erste
dieses herbstes
für mich
bleiben

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

herbst-rondell

draußen pfeift der wind
ein bote ists des herbstes
wie der himmel graut
draußen pfeift der wind
treibt alles ohne festigkeit
läutet ein die dunkle zeit
draußen pfeift der wind
ein bote ists des herbstes

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missveständnis

du erwartest
stets von anderen
verstanden zu werden
was ist mit dir
der da so überhaupt
kein verständnis hat?
meinst du verstehen
so wie verlaufen?
nicht wieder zurück
zu finden zu sich?
oder wie der sambesi
der in okawango
sich verliert?
wenn du es so
verstehen willst
verstehe ich
nicht

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spätabends

die
dunkelheit kommt
nun viel schneller
die nacht ist
schon empfindlich kühl
im hof noch stimmen
junger menschen die
in zweisamkeit
sich verlieren
was ist da schon
die welt

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freitagabend

alle worte sind gebraucht
verbindend oder schranken-
bildend, wut ist längst verraucht
festigt oder lässt wanken

alle fragen sind gefragt
die antwort gabs nicht immer
so manches wurde kühn gewagt
eins lohnte, andres nimmer

alles denken will nun frei
vom problematisieren
der körper fühlt sich an wie blei
der tag ging an die nieren

alle worte sind verbraucht
nur die, die ich hier schreibe
blieben, eh ich nun abgetaucht
und stumm im abend bleibe

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