windtag

1

der kurze
sonnenblick am
späten vormittag
kaum noch erinnerbar
tief hängt das
himmelsgrau als
konturloses tuch
über twistenden
lindenkronen

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lamento

wintergrau und sturm
regentränen rinnen still
sind es nicht meine?
da ich den schnee vermisse
und die frosthellen tage

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frühe begegnung

im morgendämmern
ich spüre diesen
blick leicht schräg
von der seite
aufmerksam
neugierig und
doch wie auf
dem sprung
im vorbeigehen
dann die bewegung
fast wie nicht
geschehen
einen moment später
dann aus der höhe
der linde voraus
lange vermisst
amselgesang

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anmerkung

wie ist die welt so dunkel
macht die gedanken trüb
und keine kraft, die blieb
zu sehn ein sterngefunkel

grau herrscht an allen tagen
lässt manches herz gefriern
die einsamkeit uns spürn
schwer wird es nicht zu klagen

wir sind beschwert mit bleien
und kriechen durch die zeit
sind lang noch nicht soweit
uns endlich zu befreien

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abend im januar

die nacht
baut sich
ein haus aus
frost
auf meinem
fensterbrett
fünf kleine
narzissen
kleinen sonnen
gleichend
leuchten im
schummerlicht

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