berichte von einsamkeit

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wie immer
saß er da
auf seinem platz
angelehnt an
abgescheuertes
eichenfurnier
hielt seinen
ellenbogen
hielt seinen kopf
die brennweite
seines blicks
ankerte weit hinter
dem mehrfach wieder
aufgefüllten glas
er sagte nichts
nie sagte er etwas
seine worte die
mehrfach gesiebt
alles unnötigen
entbehrte
schien er sich
sorgsam einzuteilen
dass sie ihm nicht
ausgingen bis
zu seinem ende
und so fand er
auch keine die
ihm erklärten
wie er hier
gestrandet war

© 2023 – 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

ambivalenz

dort sein
wo man nicht
sein will
und doch
keinen anderen ort
wissen
der besser wäre
bleiben – wofür?
gehen – wohin?
bleiben
gehen
bleiben
geh…

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keine chance

ein lauter schrei
hallt durch das haus
ganz deutlich klingts:
ich will hier raus!
ich spür wie
etwas an mir reißt
haut spannt wie folie
fest verschweißt
dehnt sich und
gibt kein quentchen nach
nochmal der schrei
ich merke, ach
das bin ja ich
die sich da windet
die haut sich krallt
ob sich nicht findet
ein kleines loch
um zu entkommen
doch da ist nichts
vom kampf benommen
realisier ich
(dritter schrei)
ich komme niemals
von mir frei
muss leben mit
den eignen macken
kann mir kein
andres leben backen
mit der erkenntnis
lass ich los
ich schrei nicht mehr
ich seufze bloß…

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janusköpfig #sammelstelle

was ist das
dass es mich
in mir erschüttert
entzieht mir
den grund und
mich zwingt
gedankengeflechte
mir zu spinnen
zu halteseilen
splissig über
die zeiten und
nie ganz fest
vermitteln sie
halt
und doch
bremsen sie mich
zuweilen zu begehen
neue wege

alle texte lest ihr hier:

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störgeräusch

durch die
kleine stadt
flanierend
beobachtet von
alten fenstern die
durch hölzerne balken
fein säuberlich getrennt
unter tiefen dächern
wohnen
dort flanierend
über pflastersteine
und der beschaulichkeit
nachsinnend die freitags
gegen abend sich
verbreitet in den
engen gassen unter
tiefen dächern
dort also flanierend
fühlte ich die
entzauberung des moments
mit jedem vorbeirollenden
grollenden motor
aufs neue

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