berichte von einsamkeit

22

er ist weg
endgültig
dieses mal
alles leer
nichts hat er
zurückgelassen
nichts
als diese leere
leere –
ist das etwas
was man zurücklässt?
ist eine leere
nicht ein
nichts?
was weiß
denn ich?
eine leere in
der ich langsam
verschwinde
kann man im nichts
versinken?
ich versinke
doch aber…
vielleicht lügt
der spiegel längst
und was ich sehe
ist erinnerung
vielleicht verschwand
ich schon längst

© 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

berichte von einsamkeit

21

da sitzt er nun, das bier vor sich längst schal
an jedem langen tag, sobald es dunkelt
empfindet er sein dasein nur als lange qual
die küchenfunzel als das einzige, was funkelt

an jedem langen tag, sobald es dunkelt
vermisst er sie, auch noch nach vierzehn jahren
die küchenfunzel als das einzige, was funkelt
im bild, das zeigt, wie glücklich sie einst waren

vermisst er sie, auch noch nach vierzehn jahren
fehlt seinem leben nun der rote faden
im bild, das zeigt, wie glücklich sie einst waren
kann er doch nur erinnerungen laden

fehlt seinem leben nun der rote faden
die tage sind ihm ganz bedeutungslos
kann er doch nur erinnerungen laden
er kommt von seiner trauer doch nicht los

die tage sind ihm ganz bedeutungslos
empfindet er sein dasein nur als lange qual
er kommt von seiner trauer doch nicht los
und sitzt da nun, das bier vor sich längst schal

© 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

berichte von einsamkeit

20

wie immer
saß er da
auf seinem platz
angelehnt an
abgescheuertes
eichenfurnier
hielt seinen
ellenbogen
hielt seinen kopf
die brennweite
seines blicks
ankerte weit hinter
dem mehrfach wieder
aufgefüllten glas
er sagte nichts
nie sagte er etwas
seine worte die
mehrfach gesiebt
alles unnötigen
entbehrte
schien er sich
sorgsam einzuteilen
dass sie ihm nicht
ausgingen bis
zu seinem ende
und so fand er
auch keine die
ihm erklärten
wie er hier
gestrandet war

© 2023 – 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

suche #stalywo2023, 5. november

nein
da war kein ort
der ihm jemals
heimat schien
bleibe vielleicht bis
es ihn weitertrieb
oder andere ihn
vertrieben
er suchte also
weiter im überall
las vom wir auf
bunten plakaten die
wie eine mauer ihn
draußen stehen ließen
lernte ständig neue
regeln und gesetze
hielt sich daran
als könnte daraus
etwas keimen das
heimat ihm würde
und suchte doch
vergebens einen ort
er wusste nicht dass
sie in ihm kümmerte
im ewigen warten
dass er sie
fand

impuls:heimat

alle texte lest ihr hier: #stalywo2023 5. november

© 2023 – 2024, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

platt

wie
ein teppich
niedergedrückt von
der hastenden eile
der zeit die
starrgesichtig und
schwer lastend ist
in ihrer suche nach
bedeutsamkeit
wie ein teppich
abgetreten und
beschmutzt
fühle ich mich
platt
am boden liegend
deine hände
brauchte ich
die sanft streiften
den staubigen flor
beim rollen
mir wiedergebend
die verlorene
dimension

© 2023, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.