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Sich hineinbegeben
wie Taucher das tun
rücklings von der Kante
ohne Sicht auf das Ziel
sich fallen lassen
in das Meer von Tiefe
Schönheit und Gefahr
Sich aufnehmen lassen
einbetten in die kühlen
und warmen Strömungen
der Emotionen und Gedanken
in Strudel geraten und
an Klippen vorbei
Auf der Hut sein vor den
unbekannten Bedrohungen
doch nur gerade so viel
dass wir das Schöne immer
genießen können

© 2013, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

Auf See

– letzter Eintrag –

Wenn die Zeit der
schweren Stürme beginnt
der Schoner nur mehr
durch sich aufbäumende
wütende Wellen schlingert
Das Segeltuch nur noch
selten voll aufgebläht
am Mast vom Stolz
des Seefahrers kündet
ist es an der Zeit sich
ruhigere Wasser zu suchen
und einen Hafen um
festzumachen
im Winter

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Auf See

– Dreiundzwanzigster Eintrag –

In der Karte hat
der Skipper in feinen
Linien den Kurs
festgeschrieben
die Segel
gebläht vom rauhen
Nordnordwest
treiben den Leib
des Schoners
unerbittlich voran
Die See schmückt
jede ihrer Wellen mit
einem Saum frisch
geklöppelter Spitze
aus salziger Gischt
Keine Wegmarke das
Tempo zu erfassen
Du spürst es im
Konzert von Wind
und Segeln

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Auf See

– Zweiundzwanzigster Eintrag –

Liegezeit

Dieses Warten scheuerte
schon Deck und Seelen
gab den Beinen Gelegenheit
das Gehen auf festem
Grund neu zu entdecken
brachte den Einen den
Appetit zurück den die
Wellen über Bord
gespült hatten

Den Anderen wächst nun
die Sehnsucht über den Kopf

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Auf See

– Einundzwanzigster Eintrag –

Der Seegang hatte sich
in den Traum gebohrt
ihn aufgeweicht
ihn schließlich gekappt
Das Brausen und Schlagen
mischte sich mit den Rufen
an Deck zum Signal
ins Zeug und nach oben
zu steigen und
mit allen an Bord dem
Sturm sich zu stellen

Der erste Brecher
kam überraschend
zog mir die Beine weg
und salzte mein Gesicht
Der Schoner ächzte
lag schwer in der See
als die nächste Welle
auf Deck schlug

Die Winschen kreischten und
kahlten die Spieren aus
Überall Bewegung
Rufe schwollen gegen den Lärm

Wie ein Fahrstuhl hob
die See uns und ließ
uns wieder sinken
Welle für Welle brach
sich nun an Deck
langsam drehte das
Schiff seinen Rumpf
schwer hob es sich wieder
der Lärm mischte
sich mit der Gischt
durchdrang jede Faser der
Kleidung und klebte auf
Haut und Seele

Später dann
unter Deck
löste sich die Spannung
mit den Kandisbrocken
im heißen Tee

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