berichte von einsamkeit

17

es
dauerte jahrzehnte
bis sie entdeckte
dass niemand anderes
die löcher zu
stopfen vermag
die ihr leben trug
kleine stiche früher
wuchsen sie mit
dem kind heran das
ständig sich bemühte
sie mit geselligkeit
zu pflastern deckte
notdürftig die
schwärzenden wunden
und heilte sie
doch nicht
heute
da ihr alles
laute zu laut alles
enge zu eng wurde
bleibt sie meist
für sich so das
scheinbare besser
abzuwenden

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irrfahrt

mein floß
ein strohhalm
streift steuerlos
durch archipele
kaum die felsigen
küsten berührt
von der nächsten
welle schon hinaus
gezogen in den strom
manchmal sehe ich
unbekannte sterne
dann träume ich
von einer bucht
zum stranden

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berichte von einsamkeit

16

sie saß
im halbdunkel
ihre knochigen hände
im schoß verschränkt
sie sah die sonne
hinter dem grauweiß
verschwinden
der alte regulator
zerhackte die stille
das bunte papier
hatten ihre hände
glattgestrichen und
vorsichtig gestapelt
die bänder aufgerollt
auf dem schartigen tisch
das ihr zugedachte
(pralinen und tonikum)
und die verblassende
erinnerung an diese
eine stunde da
das leben auf der
durchreise war
das lachen der
kinder das singen
die wärme ihrer küsse
wenn sie ihre gaben
entdeckt hatten
bis die eltern zum
aufbruch mahnten
im takt der zeit
den sie nun wieder
hören konnte dort
im zwielicht sitzend
die hände im schoß
in wachsender
dunkelheit
wartend
auf die
sterne

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raureif

der frost
legte sich
in den tag
säumte kanten mit
spitzenborten
die kalt stachen
in die haut um
später zu verrinnen
die eisige spur
die blieb noch
etwas länger
vielleicht als
plan für den
nächsten morgen

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heilige nacht

die stadt
verstummte
in privaten
wurde es längst
gemütlich
ein gebeugter mann
mäandert einsam durch
den matschigen restschnee
zielstrebig nach irgendwo
seine besinnlichkeit
haucht er nebelnd aus
mit jedem atemzug

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