einem zweifler #lyrimo No. 19

du sagst du hältst nichts von märchen
dass es stets gut ausgeht glaubst du nicht
doch die märchen mit schlechtem ausgang
sind nicht die, von denen man spricht
doch auch jene mit dem guten ende
verlangen von den beteiligten viel
schwer geprüft erst durch viele gefahren
kommen sie endlich glücklich zum ziel
wer es gar nicht versucht, der wird scheitern
vielleicht schaffts auch ein glückssucher nicht
doch steht sicher fest, es macht mühe
zu erreichen was erfolg zu sein verspricht
du sagst du hältst nichts von märchen
nicht ein bisschen? das glaub ich dir nicht
wir hoffen doch irgendwie alle
dass es gutes gibt, von dem man spricht

impuls: „märchengedicht“

medium: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern Ritsch 1 (Helmut Lachenmann)

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weiler #lyrimo No. 18

hinter
sieben mal sieben
grünen hügeln
gelbrotweiß getupft
erlenbewohnt und
wegwartengerandet
die häuser wie
küken um die
kirchturmgeschmückte
glucke geschart
feldkleckse in gelb und braun
und frischgrün und
von irgendwo über mir
tropft lerchensang
schwer hängt
der mittag
über dem weiler
sonnenstrahlen röntgen
tastend die erde
ich sitze im schatten
der alten blutbuche
und sehe mich hungrig
schaue und träume
schaue und träume

dort geht
mister knightley
ich wusste er würde
zurückkehren

impuls: „ludwig“

medium: ludwig van beethoven: symphonie nr. 6, f-dur; op. 68 1. Satz ‚erwachen heiterer empfindungen bei der ankunft auf dem land. allegro ma non troppo‘

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an einen #lyrimo No. 17

ich liebe deine sanften worte
die meinem fühlen schaffen raum
und diese stärke deiner klarheit
gibt halt mir wie ein weiser baum

ich lieb die kühle deiner hände
die meine heiße haut berühren
und wenn wir durch den regen laufen
dann kann ich deine freude spüren

du kannst meinen genuss genießen
so wie der deine mich beglückt
du foppst mich gern, wenn ich erröte
dann schmunzelt du nur ganz entzückt

du schaffst es tag für tag aufs neue
dass ich stets wieder mich verlieb
die liebe schlich sich ein genz leise
sie hat sich eingerichtet, blieb

natürlich gibt es schwere tage
nichts glänzt auf ewig bei gebrauch
doch lieb ich deine augenblicke
und unsre augenblicke auch

impuls: „ein liebeslied“

medium: sarah straub & konstantin wecker: niemand kann die liebe binden

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sperrstunde #lyrimo No. 16

im halbdunkel
saß er noch
drehte das glas
in seiner hand
sah im spiegel
dem barkeeper zu
erinnerte nur kurz
den streit vorhin
dass er gegangen
war für immer…
spülte fort mit
dem nächsten schluck
den bitteren geschmack
der barkeeper sah
ihn fragend an
füllte noch ein glas
(wieviele waren es?)
und er nickte
gegangen war er
…für immer!
versuchte zu erinnern
den grund ihres streits
und fühlte doch nur mulm
im kopf um den die
bar sich längst drehte
gegangen…
weshalb…
… für immer?
spürte den müden blick
des barkeepers
ja, lallte er, gleich
sperrstunde, verstehe
aber dieses lied noch
zu ende hören
nur dieses
lied…

impuls: „medientransfer“

medium: miles davis: so what

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Mai #lyrimo No. 15

vor den fenstern vogelstimmen
morgens schon, in aller frühe
fließt das licht sanft in die träume
leichter öffnen sich die augen

morgens schon, in aller frühe
noch streift kühle luft die haut
leichter öffnen sich die augen
schau hinaus ins satte grün

noch streift kühle luft die haut
bald schon übernimmt die sonne
schau hinaus ins satte grün
lust wächst sich ins gras zu legen

bald schon übernimmt die sonne
weckt die bunten schmetterlinge
lust wächst sich ins gras zu legen
ihrem torkeln zuzusehen

weckt die bunten schmetterlinge
bienen brummen in den blüten
ihrem torkeln zuzusehen
unter weißen wolkenschiffchen

bienen brummen in den blüten
alles wimmelt bis zum abend
unter weißen wolkenschiffchen
sonne sinkt gerötet nieder

alles wimmelt bis zum abend
fließt das licht sanft in die träume
sonne sinkt gerötet nieder
vor den fenstern vogelstimmen

impuls: „sommersprossen – schreibt ein frühlingsfrisches pantun“

alle texte lest ihr hier: sommersprossen – innehalten im mai

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