haiku No. 431

längst floh dieser tag
wolken verhängen die nacht
irgendwo der mond

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verletzung

es ist
wie dieses
heimliche schwelen
keine flamme
kein rauch
und doch frisst
irgendwo drinnen
das glutnest
unablässig
läsionen die
vielleicht
niemand sieht
wie die glut
die alles feste
um sich verzehrt
lässt sie
zerfallendes
aschengrau
zurück

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staffa

weit oben
sind die wolken
am nächsten
die der
unbändige wind
stetig treibt
wie die see
weit unten
wieder und wieder
weißgischtig am
basalt leckt
überhaupt
der wind reißt
an allem reißt
die zitternden
blättchen der
winzigen grüns
reißt ein loch
ins grau drin sich
wie fahles dotter
sonnenlicht ergießt
reißt das hell
wieder heraus aus
tiefem himmel
reißt die puffins
vom fels weit hinaus
futter zu suchen
der blick folgt
den horizont suchend
in vergeblichkeit
einzig gewiss der
feste stand auf basalt
geschliffen vom wind
poliert von der see
tausenden zungen
vom grau umhüllt
vom fahlen licht
übergossen in
äußerungen von
ursprung und
kraft

mendelssohn-bartholdy: ouvertüre h-moll op. 26 „die hebriden“

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spurenlesen

auf
feuchtem pflaster
frische spuren
als schnürte jüngst
ein riesenvogel
dort seinen pfad
auf und davon
rot und dreigespitzt
am ende dunkel gespornt
blättrige spuren
der jungfernrebe

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herbst-elegie

das jahr beginnt
abzublättern von
den bäumen und
den mauern
die sonne schlägt
ihren bogen flacher
wenn sie nicht
ohnehin weißgraue
schleier trägt
krähen ersetzen
den stadtbäumen
das schütter
werdende laub
den passanten
schrumpfen die
gesichter und
werden grau
rückzug üben
die schnecken in
ihren häusern
manch einer wird
nun unsichtbar

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