weiler #lyrimo No. 18

hinter
sieben mal sieben
grünen hügeln
gelbrotweiß getupft
erlenbewohnt und
wegwartengerandet
die häuser wie
küken um die
kirchturmgeschmückte
glucke geschart
feldkleckse in gelb und braun
und frischgrün und
von irgendwo über mir
tropft lerchensang
schwer hängt
der mittag
über dem weiler
sonnenstrahlen röntgen
tastend die erde
ich sitze im schatten
der alten blutbuche
und sehe mich hungrig
schaue und träume
schaue und träume

dort geht
mister knightley
ich wusste er würde
zurückkehren

impuls: “ludwig”

medium: ludwig van beethoven: symphonie nr. 6, f-dur; op. 68 1. Satz ‘erwachen heiterer empfindungen bei der ankunft auf dem land. allegro ma non troppo’

alle texte lest ihr hier: musik ist leben – leben ist musik

© 2021, stachelvieh. einfach gedanken…. All rights reserved.

sperrstunde #lyrimo No. 16

im halbdunkel
saß er noch
drehte das glas
in seiner hand
sah im spiegel
dem barkeeper zu
erinnerte nur kurz
den streit vorhin
dass er gegangen
war für immer…
spülte fort mit
dem nächsten schluck
den bitteren geschmack
der barkeeper sah
ihn fragend an
füllte noch ein glas
(wieviele waren es?)
und er nickte
gegangen war er
…für immer!
versuchte zu erinnern
den grund ihres streits
und fühlte doch nur mulm
im kopf um den die
bar sich längst drehte
gegangen…
weshalb…
… für immer?
spürte den müden blick
des barkeepers
ja, lallte er, gleich
sperrstunde, verstehe
aber dieses lied noch
zu ende hören
nur dieses
lied…

impuls: „medientransfer“

medium: miles davis: so what

alle texte lest ihr hier: musik ist leben – leben ist musik

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son

rhytmus
treibt wie
die staubige hitze
auf klebender haut
füße demonstrieren
ihre autonomie von
jeglicher müdigkeit
wippen und tänzeln
einen sog der alles
mitreißt es meiner
hand leicht macht
zu greifen nach
der deinen um
zu treiben uns
treiben zu lassen
wie ein einziges
boot ruderlos
schaukelnd auf
dem rand des
malstroms bis
wir alle gründe
erreichen

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vorbei

es ist
wieder still
irgendwo weit oben
die erinnerung
eines klanges
lass uns gehen
bevor die tür
zuschlägt

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ein abend

dunkel
das zimmer
im ohr
mendelssohns
hebriden von
stürmen umtost
in der linde
vor dem fenster
verfing sich
venus zitternd
balanciert im
geäst langsam
richtung westen
zischend klettert
nun ein flämmchen an
einen frischen docht
lässt das schwarz
darum weiter dunkeln
venus endlich von
der krone befreit
reist weiter
der wellenschlag
am basalt der
nördlichen inseln
klingt noch nach
im flackernden
tanz der flamme

Mendelssohn: Die Hebriden

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